Wesermarsch: Baubeginn der B 211 neu – was bedeutet das für die A 20 und für Jade?

Mit dem gestern erfolgten Baubeginn der Bundesstraße 211 neu ist der durch die Wesermarsch führende Abschnitt der „Küstenautobahn“ A 20 endgültig nicht mehr bauwürdig. Dies geht aus einem Gutachten von Verkehrsexperten zum Bundesverkehrswegeplan (BVWP) hervor. Falls die A 20 im BVWP bleibt, müssen die Einwohner von Jaderberg, Jade, Außendeich, Diekmannshausen und Schweiburg für viele Jahre mit erheblichen Verkehrsbelastungen rechnen.

Gutachten: A 20 in der Wesermarsch ist wirtschaftlich sinnlos und nicht bauwürdig

Den Dokumenten des Bundesverkehrsministeriums zum BVWP ist zu entnehmen, dass zwischen der A 20 und der B 211 neu eine starke wechselseitige Abhängigkeit besteht. Das ist einleuchtend, da es sich um zwei parallel verlaufende Straßen handelt.

In einem Gutachten der Verkehrsexperten von RegioConsult heißt es dazu wörtlich:

„Dort ist offenbar eine starke intramodale Interdependenz zwischen A 20 und der B 211n (Mittelort – Brake) gegeben. […] Hier wird besonders deutlich, dass durch die A 20 eine Doppelstruktur geschaffen würde, die gesamtwirtschaftlich nicht sinnvoll ist. In diesem Abschnitt ist die A 20 auf keinen Fall bauwürdig.“[1]

Wenn die A 20 dennoch durch die Wesermarsch gebaut würde, läge damit eine grobe Verletzung von Regeln vor, die bereits bei der Aufstellung des vorigen Bundesverkehrswegeplans 2003 festgelegt worden waren, so das Gutachten.

Erhebliche Verkehrsbelastungen in Jaderberg, Jade, Außendeich und auf der B 437

Falls die A 20 im BVWP bliebe und tatsächlich mit ihrem Bau begonnen würde, müssten die Einwohner von Jaderberg, Jade, Außendeich, Diekmannshausen und Schweiburg für viele Jahre oder gar Jahrzehnte mit einer erheblichen Verkehrsbelastung rechnen.

Momentan sind nämlich nur Abschnitte an den beiden Enden der A 20 überhaupt im Planfeststellungsverfahren. Obgleich bisher weder für den Abschnitt 1 im Ammerland noch für den Abschnitt 6 bei Bremervörde ein Planfeststellungsbeschluss – also eine Baugenehmigung – vorliegt, ist dieser Stand der Planungen sehr aufschlussreich: Offenbar soll die A 20 scheibchenweise gebaut werden. Man möchte gern an den Enden der Autobahn mit dem Bau beginnen, um so eine Rechtfertigung dafür zu bekommen, auch in der Mitte weiterzubauen.

Karte: DaBroMfld based on work TUBS / Lizenzen: CC BY 3.0, CC BY 2.5., CC BY 2.0, CC BY 1.0 / Wikimedia Commons, siehe Nachweis im Impressum
Karte: DaBroMfld based on work TUBS / Lizenzen: CC BY 3.0, CC BY 2.5., CC BY 2.0, CC BY 1.0 / Wikimedia Commons, siehe Nachweis im Impressum

Wenn also mit dem Bau von Abschnitt 1 im Ammerland je begonnen werden würde, wäre dies auch für die Gemeinde Jade in der Wesermarsch besonders bitter. Es würde viele Jahre oder sogar Jahrzehnte dauern, bis der Bau der Autobahn mit Abschnitt 2 in der Wesermarsch weitergeführt würde. So lange würde der Verkehr des ammerländischen Autobahnteilstücks über die Straßen in der Gemeinde Jade donnern. Der Wesermarsch-Abschnitt der Autobahn dürfte als einer der letzten, wenn nicht sogar als letzter, gebaut werden, denn er ist nicht nur einer der sinnlosesten Abschnitte überhaupt, sondern er verläuft auch über hochproblematischen Baugrund. Hinzu kommt, dass die oft beschworene Entlastungswirkung der A 20 für die Ortsdurchfahrten in Jade sowie für die B 437 vollständig ausbleiben wird.

40 Jahre Schwerverkehr

Auf einer Informationsveranstaltung zur A 20 am 25.8.2016 in Jaderberg berichtete Dr. Anton Hofreiter, Bundestags-Fraktionschef von Bündnis 90/Die Grünen, dass es durchaus Fälle gegeben habe, in denen es 40 Jahre gedauert habe, bevor an einer Abschnittsgrenze zwischen zwei Teilstücken eines Großprojektes weitergebaut worden sei. 40 Jahre!

Fazit:

Es gibt viele gute Gründe, den Bau der gesamten A 20 abzulehnen – gerade dann, wenn man in der Gemeinde Jade wohnt!

 


Weitere Informationen zum Thema findet ihr in diesem Blog-Artikel:
„Küstenautobahn“ A 20 als europäische Verbindung und Wirtschaftsimpuls der Wesermarsch? Hier irrt Minister Lies!


Quellen:

[1] RegioConsult Verkehrs- und Umweltmanagement: Stellungnahme zum BVWP-Entwurf 2030 zu den Hauptprojekten A 20 AD A28/A20 (Westerstede) – Hohenfelde (A 23) mit A 26 mit 11 Teilprojekten und A 39 AS Lüneburg-N (B 216) – AS Weyhausen (B 188) mit 7 Teilprojekten. Auftraggeber: Vorstand der Landtagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen. Juli 2016, S. 39 (http://www.fraktion.gruene-niedersachsen.de/fileadmin/docs/susanne_menge/Stellungnahme_BVWP-A20-A39.pdf)

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