Todesstille über Wiesen und Feldern
Auch die A 20 beschleunigt das Vogelsterben

Abb.: A 20 Nie Facebook

Eine „Kleine Anfrage“ der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen an die Bundesregierung brachte kürzlich schockierende Zahlen an den Tag:[1] Der Bestand an Vogelarten befindet sich in einem rasanten und bedrohlichen Sturzflug. Feldlerche, Goldammer, Braunkehlchen, Rebhuhn, Stieglitz, Star, Gelbspötter, Kiebitz, Uferschnepfe … Es steht nicht gut um diese Vogelarten und um manche mehr.

Zwischen 1980 und 2010 sind in Europa 300 Millionen Brutpaare verschwunden. In Deutschland stehen die Brutvogelbestände in den letzten 12 Jahren zunehmend unter Druck.[2] In Niedersachsen sind die Bestände an Vogelarten des Offenlandes seit 1990 um mehr als die Hälfte zurückgegangen.[3]

Die Hauptursache des Rückgangs liegt sicherlich „in der industrialisierten Landwirtschaft, dabei vor allem in den ausgeräumten Agrarlandschaften, dem massiven Einsatz von Pestiziden und dem Verlust von Offenlandschaften und intaktem Grünland.“[4]

Doch auch der Bau großer Infrastrukturprojekte trägt dazu bei, die Überlebenschancen bedrohter Vogelarten zu schmälern. Denn: Infrastrukturprojekte verbrauchen Flächen. Infrastrukturprojekte sind Störfaktoren in den Lebensräumen der bedrohten Vogelarten. Infrastrukturprojekte können ganz konkret Brutplätze der bedrohten Vogelarten vernichten.

All dies trifft insbesondere auf die geplante „Küstenautobahn“ A 20 zu – Grund genug für die Bürgerinitiativen gegen die A 20, folgende Pressemitteilung herauszugeben:

Ausweislich einer aktuellen Bundestagsdrucksache erleben wir in den letzten 25 Jahren dramatische Verluste insbesondere bei den Feld- und Wiesenvögeln. 80 Prozent Verluste beim Kiebitz, 84 Prozent Verluste beim Rebhuhn und 34 Prozent Verluste bei der Feldlerche. Ihre Stimmen werden bald erloschen sein. Und ihr Nutzen für die Schädlingsbekämpfung ebenso.

Auch in Niedersachsen haben die Wiesenvögel seit 1990 um mehr als die Hälfte abgenommen. Dabei trägt Niedersachsen – und hier besonders der Nordwesten mit seinen ausgedehnten Wiesenlandschaften – eine herausragend hohe Verantwortung für den Erhalt der Wiesenvögel.

Die geplante A 20 würde genau diejenigen Lebensräume zerstören, die diese Vögel zum Überleben benötigen: Unzerschnittene ausgedehnte Wiesen- und Weidenflächen. Die A 20 würde knapp 20.000 ha solcher unzerschnittenen Lebensräume durch Zerschneidung vollkommen entwerten und damit das Vogelsterben beschleunigen.

Sie würde aber auch traditionelle Brutplätze zerstören. Allein im Ammerland würden 29 Brutplätze des Kiebitzes vernichtet. In den ausgedehnten Grünlandflächen der Wesermarsch, des Cuxlandes und der Kehdinger Moore würden es unzählige mehr sein.

„Auf der A 20 wird kaum Verkehr sein. Mit dieser Autobahn setzen wir nicht nur eine Unsumme von Steuergeldern sinnlos in den Sand“, so Uwe Schmidt, Sprecher der Initiativen gegen die A 20. „Die A 20 bezahlen wir auch mit dem Verlust von Lebensraum für schützenswerte Tierarten, die noch vor 15 bis 20 Jahren selbstverständlich zum Landschaftsbild gehörten und mit denen wir alle aufgewachsen sind.“

Mit allem Nachdruck weist Schmidt darauf hin, dass umweltschonendere Alternativen, wie der Ausbau vorhandener Straßen oder die Verlagerung von Gütern auf die Schiene und Wasserwege, den Lebensraum für Vögel – und für Menschen – erhalten können.


Quellen:

[1] Deutscher Bundestag: Drucksache 18/11877, 29.3.2017 (http://dipbt.bundestag.de/dip21/btd/18/118/1811877.pdf); Deutscher Bundestag: Drucksache 18/12195, 2.5.2017 (http://dipbt.bundestag.de/dip21/btd/18/121/1812195.pdf) (Abrufdatum: 9.5.2017)

[2] Deutscher Bundestag, Drucksache 18/12195, 2.5.2017, S. 2

[3] Hans-Joachim Janßen: Stummer Frühling auch in Niedersachsen? Pressemitteilung, 5.5.2017 (http://www.hanso-janssen.de/presse/meldung/hans-joachim-janssen-stummer-fruehling-auch-in-niedersachsen.html) (Abrufdatum: 9.5.2017)

[4] Deutscher Bundestag, Drucksache 18/12195, 2.5.2017, S. 1

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